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Mit "Katzenzucht" Geld verdienen

Hier erfahren Sie, wie es doch geht

Sie interssieren sich für ein Rassekätzchen. Auf einer Schau haben Sie wunderschöne sibirische Katzen gesehen in einer phantstischen Farbe - Neva Masquarade genannt. Sie fragen nach, studieren diverse Anzeigen, telefonieren und es kommt heraus, dass so ein Rassekätzchen kaum unter 700,00 Euro zu haben ist. Als sie andeuten, dass sie auch schon selber einmal Katzenkinder haben wollen, bekommen Sie sogar noch erheblich höhere Preise zu hören.
Sie halten das definitiv für zu teuer. Das muss doch auch billiger gehen. Papiere liegen doch ohnehin nur in der Schublade und sind somit entbehrlich. Sie durchsuchen den Anzeigenteil der Tageszeitung nach günstigeren Angeboten und siehe da, Sie werden fündig:

Na bitte! Die ersten 300 - 400.00 Euro gespart.

Ein Telefonat ergibt: Die Katzenkinder haben keine Papiere, aber die Mutter schon. Der Vater? Nein, aber er ist wunderhübsch und so ähnlich gezeichnet wie die Mutter. Na bitte. Sie sehen sich Katzenkinder und Mutter an. Die Mutter sieht genauso aus wie die Katzen, die Sie auf der Schau sahen und hat tatsächlich ordentliche Papiere. Warum haben dann die Katzenkinder keine? Die Züchterin druckst herum; schließlich stellt sich heraus, dass die Richter einen kleinen Fehler am Schwanz bemängelten und Zuchttauglichkeit nicht bescheinigen wollten und die Katze wohl überhaupt eigentlich als Liebhabertier gekauft wurde.
Und der Vater? Naja, der gehört einer Bekannten. Nein, Papiere hat er wohl nicht, ist aber auch colorpoint. Die Kätzchen sind wirklich allerliebst, sehen aber mit ihren kullerrunden Augen, Stubsnäschen und Mauseöhrchen schon ein bischen nach Perser aus. Aber egal, die Farbe stimmt, das Fell ist schön plüschig und die Kinder werden sich freuen:

Sie kaufen das Kätzchen für 300,00 € und stellen es dem Tierarzt vor, weil es noch geimpft werden muss. Das Kätzchen erweist sich als höchstens 7 Wochen alt, untergewichtig und verwurmt. Die Tierarztrechnung fällt entsprechen aus. Die Kosten steigen. Sie beschließen: das Geld muss wieder rein. Die Katze soll Junge bringen. 600,00 - 700,00 Euro pro Stück wäre toll (neidvoll schielen Sie auf die Preise der Papierzüchter, aber daraus wird bei einer Katze ohne Papiere nichts mehr. Als Sie aber hören, dass eine Katze im Zuchtverband maximal 3 Würfe in zwei Jahren haben darf, erkennen Sie schnell ihren Vorteil. Ohne lästige Vorschriften, schafft ihre Katze in zwei Jahren locker 5-6 Würfe, bringt also im Verkauf der Katzenkinder dasselbe und sie müssen nur eine Katze füttern statt zwei. Außerdem kann Ihnen keiner wegen unbedeutender Mängel ihre Katze für zuchtuntauglich erklären und den Jahresbeitrag im Zuchtverband sparen sie ebenso, wie die Meldebebühr pro Schau, nebst Aufwand und Nebenkosten. Sie müssen auch nicht warten, bis Ihre Katze 10 Monate alt ist, sondern können sie gleich in der ersten Rolligkeit mit 6 Monaten erstmals decken lassen, also ihre Unkosten schneller herein bekommen, zumal man so eine rollige Katze ja wohl wirklich nicht alle 14 Tage ertragen kann.
Ach ja, und all die vielen vom Zuchverband vorgeschriebenen Impfungen und Wurmkuren für die Kitten können sie auch guten Gewissens sparen. Schließlich haben sie ihre Katze ja auch ohne gekauft. Einmal haben sie ihre Katze schließlich impfen lassen. Lebt ihre Katze doch nur drinnen und kann sich nirgendwo anstecken, also warum jährlich neue Kosten?

Auch Kosten für Vorsorgeuntersuchungen wie jährliche Bluttests auf Lekose, Katzenaids und FIP so wie Ultraschalluntersuchungen auf erbliche Herz- und Nierenerkrankungen könnten Sie sowieso nicht auf Ihre schnäppchensuchenden Käufer umlegen. Von solcherlei Wissen sind Sie erstens genauso völlig unbeleckt wie Ihre zukünftigen Käufer und zweitens sieht Ihre Katze schließlich gesund aus. Gottvertrauen muss reichen. Schließlich erspart die Risikobereitschaft ihren Käufern den halben Anschaffungspreis.


Sie gehen also beizeiten auf die Suche nach einem Deckkater. Das allerdings gestaltet sich schwieriger, als gedacht. Die Kater der organisierten Züchter stehen entweder gar nicht für fremde Katzen zur Verfügung, gleich gar nicht für solche ohne Papiere und selbst wenn Sie für ihre Katze welche hätten, wäre die Decktaxe höher, als Sie bereit waren, für ein Katzenkind zu bezahlen. Zudem verlangen die Katerhalter jedes Mal einen Bluttest auf Infektionskrankheiten, der locker 60,00 € kostet. Sollen Sie etwa für ihre eine Katze extra einen Kater anschaffen, der jede Menge fressen will, und zum Dank die ganze Wohnung verpestet so dass Sie entweder den ganzen Tag hinterherputzen oder ein gekacheltes Katerzimmer bauen müssten? Nein Danke! Doch Rettung naht. Eine Arbeitskollegin hat einen süßen kleinen Birmakater, der doch tatsächlich fast wie ihre Katze aussieht. Eigentlich soll er ja demnächst kastriert werden, damit der Gestank endlich aufhört, aber es wäre doch toll für ihn, wenn er vorher noch mal dürfte. Geld will sie für Lieblings Vergnügen natürlich nicht. Na bitte! Schon wieder mindestens 400,00 € gespart!

Die Kätzchen werden also geboren - 5 Stück. Die ersten Wochen sind völlig unproblematisch. Ihre Katze ist eine gute Mutter. Doch dann wollen die Kleinen Zufutter. Das geht ganz schön ins Geld. Also kaufen sie bei Reiffeisen den billigsten Sack Trockenfutter, damit die Unkosten überschaubar bleiben. Aber die Katzenkinder werden zunehmend agiler und nehmen die ganze Wohnung in Beschlag. Damit wieder Ruhe einkehrt, werden Sie ins Bad eingesperrt, denn für ein extra Kittenzimmer ist Ihre Wohnung zu klein. Überhaupt können sie jetzt mit 6 Wochen weg. Schließlich fressen sie ja schon alleine. Außerdem sind Sie jetzt am niedlichsten und am leichtesten zu verkaufen.
Die ahnungslosen Käufer wissen ja nicht, dass die kleinen Waisen ihnen Teppich und Bett vollpissen werden, wahlweise kratzen und beißen, sich verstecken oder sich wie die Kletten an sie heften werden. Sie mussten ja schließlich auch da durch, und niemand kann bei dem halb so hohen Preis von Ihnen erwarten, die Kätzchen noch 6 weitere Wochen zu füttern. Schließlich ist der tägliche Futterbedarf einer Jungkatze locker doppelt so hoch wie der eines erwachsenen Tieres. Rechnen Sie das mal hoch auf Anzahl der Jungtiere und 6 Wochen Zufütterung ! Nun, und wer viel frißt, der schei... auch viel. Auch 6 Wochen lang pro Woche mehrere Säcke Katzenstreu zu kaufen, würde einfach zu sehr ins Geld gehen; von der Arbeit nicht zu reden.
Die Kosten für zweimaliges Impfen, Entwurmen und chipen lassen, wie es die organisierten Züchter müssen, sparen Sie auch. Das können die Käufer dann machen.

Dass die dann unter dem Strich beinahe soviele Unkosten für ein verhaltensgestörtes Sibirier/Perser-Colorpoint/Birmamix-Katzenkind investiert haben , wie eine reinrassige, geimpfte, entwurmte und ausreichend alte Neva Masquarade mit ordentlichen Papieren gekostet hätte, ist schließlich nicht ihre Schuld. Sie befriedigen doch nur die entsprechende Nachfrage.

Aber ihre Rechnung geht auf: Sie haben mit erheblich weniger finanziellem und persönlichem Einsatz einen satten Gewinn gemacht.

PS: Leider bahnt sich ein Hindernis für die Weiterzucht an: Der Kater Ihrer Bekannten wurde kastriert. Aber Sie wissen sich zu helfen. Aus dem nächsten Wurf werden eine Katze und ein Kater behalten. Der wird dann Mutter und Schwester decken. Na und wenn er anfängt zu markieren, kommt er in den Keller.

PS 2.: Mit zunehmender Erfahrung haben Sie gemerkt, dass selbst die Katzenstreu und das laufende Waschen von Decken und Kissen ungeahnte Kosten verursacht. Ob man nicht einfach die Papp-Wurfkiste in den Stall stellen könnte? Die Wohnung ist einfach zu klein für so viele Katzen. Überhaupt, die alte kann jetzt weg, bringt keine Kitten mehr. Unnütze Fresser gehen einfach zu sehr ins Geld. Überhaupt müsste man die Sache professioneller angehen: Ein paar Katzen mehr und die Sache wirft richtig was ab. Der Stall ist ja groß genug und neulich haben Sie im Internet so Käfige gesehen...

Übertrieben? Sie glauben das nicht? Ich versichere Ihnen, nahezu genau so konnte ich den Aufbau einer "Zucht" in meinem unmittelbaren Bekanntenkreis beobachten.

Hier eine weitere wahre Geschichte:

In meinem Bekanntenkreis bekam jemand von einem Bauernhof einen Hundewelpen Marke reinrassig Dorkö geschenkt. Beim Durchblättern einer Hundezeitschrift fiel Frauchen auf, dass ihr Fiffi eine gewisse Ähnlichkeit mit einem sogenannten Jack Russel-Terrier aufwies. Fortan ernannte sie ihre kleine Hündin zum Jack Russel-Terrier, obgleich ein solcher im Herkunftsdorf noch nie gesichtet wurde. Dann stellten meine Bekannten fest, dass diese Hunde ganz schön teuer waren. Eine Einnahmequelle tat sich auf. Ein Rüde musste also her. Ein reinrassiger war aber viel zu teuer. Da kam der Zufall zu Hilfe:

Auf dem Pferdemarkt in Havelberg konnten sie einen Rüden unbekannter Abstammung kaufen, der ihrer Hündin ähnlich sah - eben Brandenburger Terriermix-Dorkö.

Fortan erscheinen zweimal jährlich in der Tagespresse Anzeigen:

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...auch eine wahre Geschichte

( gelesen in der Märkischen Allgemeinen vom 14.11.2007, Text aus urheberrechtlichen Gründen nur sinngemäß wiedergegeben und mit meinen Bemerkungen ergänzt)
Elke Buchmann (Namen geändert) aus dem Landkreis Oberhavel hat ein Herz für Katzen, besonders aber für Rassekatzen. Seit längerem schon liebäugelt sie mit einer Maine Coon – einer amerikanischen Waldkatze von besonderem Wesen und Aussehen und derzeit schwer in Mode.

Also reagierte sie im Frühjahr 2007 auf eine entsprechende Zeitungsannonce. Zwar hätten die Katzenbabys laut Anzeige keine Papiere , aber an ihrer Echtheit ließ die "Züchterin" aus dem Süden des Landkreises Oberhavel weder beim ersten Treffen noch folgenden Telefonaten einen Zweifel. Sowohl Mutter als auch Vater seien reinrassige Maine Coons.

Elke Buchmann kannte bis zu diesem Zeitpunkt die Rasse nur aus dem Fernsehen und von Bildern. Noch nie hatte Sie eie Maine Coon leibhaftig gesehen.

Arglos zahlte Sie die verlangten 500 Euro für ein Pärchen.
(Sicher fand sie das viel, denn in ihrem Heimatdorf bekommt man Katzenkinder ohne lange Haare schließlich geschenkt. Undenkbar, bei einem organisierten Züchter für das bischen Papier zur Katze gut das doppelte hinzublättern!)

Seit knapp sechs Monaten wohnen die beiden Süßen nun schon in Adorf , wachsen und gedeihen. Nur eines wächst nicht, nämlich das Fell. Lange hat Frau Buchmann sich gefragt, wann die Katzenkinder denn die für ihre Rasse so charakteristischen äußeren Merkmale entwickeln, etwa das lange Fell oder den buschigen Schwanz, Luchspinesel auf den Ohren und die typische Kopfform.

Jessy und Joisy haben leider immer noch (?) mehr Ähnlichkeit mit gewöhnlichen Hauskatzen. Elke Buchmann hat versucht herauszubekommen, was mit ihren Stubentigern nicht stimmt. Auf die bislang fehlenden Merkmale angesprochen, habe die Züchterin von einem Gendefekt gesprochen. Das komme schon mal vor. Elke Buchmann hat mit einem Tierarzt gesprochen und herausgefunden:

"Sicher ist, wenn eine Langhaarkatze und ein Langhaarkater Kinder bekommen, haben auch die langes Haar". (Na sowas auch!)

Auch mit dieser Tatsache konfrontierte sie die Züchterin. Woraufhin die ihr den Vorwurf machte, es ginge ihr nur um's Geld, nicht um die Tiere. Aber Frau Buchmann möchte andere Liebhaber sensibilisieren. Sie vermutet, dass die Katze der Züchterin unbemerkt durchs Dorf gestreunt ist und von einem Hauskater beglückt wurde.
(Viele "Züchter" papierloser Katzen wissen gar nicht, dass nach Hauskatern eine Langhaar-Katze nie Langhaarnachwuchs bringen kann. Käufer schlagen auch dann noch begeistert zu, wenn die Katzen z.B. als Waldkatzenmixe angeboten werden, in der ganz vergeblichen Hoffnung auf eine spottbillige Langhaarschönheit.)

Wenn dem so gewesen ist, erwartet Frau Buchmann einfach nur Ehrlichkeit. Die "Züchterin" aber habe ihr zur gütlichen Einigung lediglich ein weiteres Katzenbaby angeboten, aus dem zweiten Wurf in diesem Jahr. Natürlich auch reinrassige Maine Coon.

Elke Buchmann sucht nun Katzenliebhaber, denen es ähnlich ergangen ist und bittet in der Tageszeitung um Kontaktaufnahme.

Aber Papiere braucht man ja nicht !

 

Und noch ein Erlebnis beim Tierarzt im Mai 2008

Im Wartezimmer beim Tierarzt kommt es oft zu netten Gesprächen. Manche machen auch nachdenklich.
Ich komme mit einer jungen Frau ins Gespräch, die ihr gerade erst erworbenes Katzenkind vorstellen möchte. Sie ist wirklich sehr nett und besorgt um die Kleine. "Sie sind wohl nur zum Impfen da?" frage ich. Doch ihr Kätzchen ist gerade mal 7 Wochen alt - ein Perser-Karthäuser-Mix. "Die Kleine hat wohl etwas Zug bekommen. Ihre Augen tränen so." Das es "ein bischen Zug bekommen" nicht gibt, tränende Augen vielmehr ein sicheres Zeichen für Katzenschnupfen sind, kann sie kaum glauben. Und "Impfen muss man erst mit 12 Wochen, hat die Züchterin gesagt." Ich rate, die Kleine erst mal zu entwurmen und sobald als möglich impfen zu lassen (wird nicht mehr termingerecht mit 8 Wochen gehen, da man nicht in den schon ausgebrochene Katzenschnupfen reinimpfen kann). "Entwurmt ist die Kleine doch schon einmal". Die Augen der Besitzerin werden immer größer, als ich ihr ein vollständiges Entwurmungs- und Impfprogramm vor Augen führe.
"Warum haben Sie denn die Kleine in so frühem Alter überhaupt schon übernommen?" "Die Züchterin meinte, es sei das richtige Abgabealter, weil die Kleine doch schon alleine fressen und auf das Katzenklo gehen kann. Sie züchtet schon seit Jahren und hat viel Erfahrung." Es stellt sich heraus, dass die frisch gebackene Besitzerin aber durchaus wußte, dass man eigentlich in jeder Katzenzeitschrift nachlesen kann was man Kätzchen und Katzenmutter mit einer so frühen Trennung antut und dass ein Kätzchen frühestens mit 12 Wochen übernommen werden sollte. Ob die Frau wohl ihre Kinder auch aus dem Haus jagt, sobald sie alleine den Löffel halten und sich den A... abwischen können?
"Was haben Sie denn bezahlt?" Nach einigem Nachdenken sollen es 150,-€ gewesen sein, doch mir scheint, dass sie sich den in Wahrheit wohl höheren Kaufpreis nicht mehr zu nennen getraut. "Was glauben Sie wohl, wass Sie jetzt für alle Impfungen, 6 Wochen weitere Aufzucht, Entwurmungen und nicht zuletzt Behandlungskosten noch drauflegen müssen?"

Es geht mir mit diesem selbsterlebten Beispiel wirklich nicht darum zu beweisen, dass jede Katze unbedingt Papiere haben oder reinrassig sein müßte. Es zeigt aber, das ein liebevoller Katzenbesitzer so oder so den Preis für eine gesunde Aufzucht tragen muss, der im Prinzip für jede Katze anfällt, adelig oder nicht. Da aber der zu erzielende Preis für ein Mix nun mal gering ist, spart der "Züchter" eben und der Käufer legt nachträglich drauf + Kosten für Schadensbegrenzung, wenn wie hier das Katzenkind schon krank übernommen wird.

Wenn Sie sich, aus welchen Gründen auch immer für ein papierloses Kätzchen entscheiden, bestehen Sie auf einem Abgabealter von mindestens 12 Wochen und unterstützen sie die längere Aufzuchtzeit und ein vollständiges Impf- und Entwurmungsprogramm mit einer angemessenen Kostenübernahme.