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Ein AusstellungstagManche unserer Katzenkäufer besuchen uns auf einer Ausstellung. Manchmal wird der Wunsch wach, auch die eigenen Lieblinge zu zeigen. Doch selten kommt es so weit, oft weil man nicht so recht weiß, was man tun muss, um teilzunehmen, oder man fürchtet, seine Katze zu sehr zu stressen. Die letztgenannten Bedenken sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Gerade
für eine Katze, die das erste Mal eine Ausstellug besucht, ist das
schon aufregend. Aber was wäre das Leben ganz ohne Aufregung? Gerade
reine Wohnungskatzen langweilen sich oft ein Leben lang vor sich hin.
Normalerweise, als Freigänger, hätte sie täglich Stresssituationen
zu bestehen: Böse Nachbarskater, angriffslustige Hunde, enttäuschend
ausgegangene Jagden, schreien Kinder, schimpfende Nachbarn und, wären
sie noch echte Wildtiere, die Verfolgung durch größere Beutegreifer. Wir fahren auf Ausstellung Zunächst suchen wir uns eine passende Veranstaltung. Die Termine
finden wir in Katzenzeitschriften oder im Internet auf den Seiten der
Zuchtvereine. Wir fahren eigentlich nie weiter als maximal 100km. Gerade
für einen Ausstellungsneuling soll die Anfahrt möglichst kurz
sein. Das Meldeformular kann man bei der angegebenen Adresse anfordern, sich
im Internet herunterladen oder auch gleich online melden, was wir eigentlich
immer tun. Vereine, bei denen wir schon einmal ausgestellt haben, schicken
uns auch von allein ihre Meldeformulare zu. Meldeschluss ist meist 14 Tage vor Ausstellungsbeginn. Auch die Meldegebühr muss bis zum Meldeschluss überwiesen sein. Rechtzeitiges Erscheinen, resp. Melden sichert aber auch hier die besten Plätze. Wünsche zur Plazierung neben einem bestimmten anderen Aussteller können dann besser berücksichtigt werden. Es kann auch passieren, dass am Wunschtag, z.B. Sonnabend, bereits ausgebucht ist oder man gar nicht mehr berücksichtigt wird. Geht alles glatt, schickt uns der Verein dann eine Meldebestätigung, auf der die Daten der gemeldeten Tiere und die gemeldeten Klassen vermerkt sind. Diese Angaben sollte man immer überprüfen und gegebenenfalls berichtigen lassen, um Unstimmigkeiten am Ausstellungstag zu vermeiden. Die Meldebestätigung muss man am Schautag mitbringen. Jetzt beginnen die Schauvorbereitungen. Ob man seine Katze vor der Schau badet. ist eine Glaubensfrage. Die Waldkatzenbesitzer verzichten häufig auf ein Bad, weil ein gewisser Fettgehalt und Stand des Felles zum Standard gehört. Manche benutzen ein Trockenshampoo, dass aber das Fell stumpf macht. Jurij habe ich eine Woche vor der letzten Ausstellung gebadet. Eine so helle Katze kann man schlecht mit Grauschleier präsentieren schließlich machen sich unsere Katzen in Hof und Scheune auch schmutzig. Minka blieb das Bad erspart. Spätestens 4 Wochen vor der Ausstellung vergewissern wir uns, dass alle vorgeschriebenen Impfungen (Katzenschnupfen, Katzenseuche, Tollwut) aktuell sind und lassen gegebenenfalls nachimpfen. Am Schautag muss die letzte Impfung noch aktuell sein und muss mindestens 4 Wochen alt sein. Bereits jetzt stelle ich zusammen, was mit muss:
Da unsere Käfigdeko inzwischen umfangreicher geworden ist und immer zwei Katzen mitreisen, haben wir uns einen kleinen Transportwagen aus dem Baumarkt zugelegt. Fährt man zu zweit, geht es aber auch ohne. Viele Aussteller nähen sich Überzüge für ihre Transportboxen. Die schützen ihre Katze vor Ansteckung, sollte die Box in der Warteschlange doch einmal direkt neben der einer kranken Katze stehen und sie schützen eine sehr ängstliche Katze vor dem Anblick des Gewusels. Viele haben die Überzüge aber auch, weil ihre Katzen sofort krank werden, wenn sie der Zugluft auf dem Weg vom Auto zur Halle ausgesetzt sind, wie die Besitzer berichten. Das finde ich schon bedenklich, wenn eine Katze derart überempfindlich ist. Der Ausstellungstag Spätestens bis 8:30 sollte man am Ausstellungsort sein, denn nur bis um 9:00 Uhr finden die Tierarztkontrollen statt, ohne die man nicht mehr in die Halle darf. Damit es morgens zügig losgehen kann, habe ich schon am Vorabend gepackt. Morgens brauchen nur noch die Katzen in die Transportboxen. Wir füttern vor der Fahrt nicht, denn auch manche Katzen bekommen die Reisekrankheit. Aussteller mit weiten Anfahrten haben eine Kombi mit eingebautem großen Reisekäfig, damit die Fahrt für die Tiere weniger belastend ist. Am Ausstellungsort angekommen geht es mit Sack und Pack und Katz zuerst zur Anmeldung. Meist heißt es hier: anstellen in der Warteschlange. Wir weisen unsere Meldebestätigung vor und bekommen den Ausstellungskatalog und unsere Käfignummern. Anschließend rücken wir vor zur Tierarztkontrolle. Zuerst werden die Impfausweise kontrolliert, dann muss Katze aus der Transportbox. Ich halte meine meist auf dem Arm. Der Tierarzt guckt in die Ohren auf der Suche nach Entzündungen oder gar Milben, geht gegen den Strich durchs Fell auf Flohsuche, tastet die Lympfknoten am Kopf ab, schaut ihr tief in die Augen und evtl. in's Maul und sieht sich das Näschen an. Nun dürfen wir in die Ausstellungshalle und suchen unseren Käfig. Gott sei Dank, wir sitzen nicht direkt am zugigen Eingang. Wir haben sogar Glück und sitzen nahe der Bühne. Auch wenn man mit nur einer Katze anreist (zwei sind immer besser), sollte man einen Doppelkäfig bestellen, jedenfalls wenn man zu zweit kommt. Hinter jedem Käfig ist nämlich nur ein Stuhl und es ist auch nur für einen platz. Die Transportboxen samt Katzen schiebe ich erst einmal unter den Tisch. Dort haben sie Deckung und sind mir nicht beim Dekorieren des Käfigs im Wege. Ist alles bereit, dürfen (oder müssen) die Katzen einziehen. Nicht vergessen, den Käfig vor dem Dekorieren gut mit Desinfektionsmittel auszusprühen und ausszuwischen. Minka verschwindet sofort im Zelt. Jurij verkrümelt sich hinter dem Zelt im Katzenklo. Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders. Ich versuche also, ihn zu überreden, doch ins Körbchen umzuziehen. Vergeblich. Also stelle ich das Katzenklo auf den Präsentierteller. Jurij zieht daraufhin zu Minka ins Zelt. Nach kurzer Zeit haben sich die Beiden eingerichtet und gucken aus sicher Deckung auf das Geschehen vor dem Käfig. Jetzt habe ich ein wenig Muße, mich umzusehen. Ist man zu zweit, bleibt einer am Käfig. Ansonsten sollte man den Käfig ruhig mit einem Schloss sichern und den Nachbarn bitten, ein Auge auf die Katzen zu haben. Ich begrüße Bekannte und gucke, was für Katzen sonst noch da sind, sehe mir die Konkurrenz an und gucke schon mal, wo denn die Richtertische aufgebaut sind. So brauche ich nachher, wenn ich dran bin, nicht orientierungslos mit Katze auf dem Arm herumzuirren. Fremde Katzen fasst man natürlich am besten gar nicht an oder desinfiziert sich zumindest, bevor man seine eigene wieder anfasst. Die Käfigdeko wird von den Ausstellern durchaus verschieden gehandhabt:
von spartanisch bis überladen und verkitscht (besonders Perser und
Briten). Dann ist ein wenig Zeit, den Katalog zu studieren. Welche Richter sind
da? Ach der... der schreibt immer das Gleiche, egal bei welcher Katze,
aber der da hat unsere beim letzten Mal gemocht ..., der richtet Sibirier
sowieso nur widerwillig ..., der liebt die Rasse und gibt den Ausstellern
Tipps, wie sie ihre Katze noch besser vorbereiten können. Um 10:00 Uhr beginnt das Richten... und das Warten. Der Stewart bringt uns einen Zettel, auf dem steht, dass wir uns in 3 Minuten mit Katze Sowiso bei Richter Sowieso am Richtertisch einfinden mögen. Wenn man Pech hat, bekommt man den für Katze zwei zeitgleich und womöglich für einen anderen Richter. Dann wird's eng, wenn man keinen Helfer dabei hat. Am Richtertisch angekommen, wartet man, bis der Richter einen auffordert, übergibt den Zettel und setzt seine Katze auf den Tisch. Man hält sie möglichst nicht fest, passt aber auf, dass man ihr Vertrauen gibt und sie nicht abhaut. Der Richter wird sich die Katze zurechtdrehen, sie auch anheben usw. Man sollte übrigens sehr zurückhaltend sein, den Richter beeinflussen zu wollen. Am besten redet man nur, wenn der Richter eine Frage hat. Richter erregen gerne die Aufmerksamkeit der Katze mit einem Federwedel. Manche Katzen beißen da rein. Man sollte zum Schutz vor übertragbaren Krankheiten besser seinen eigenen Wedel mit zum Tisch nehmen und dem Richter zureichen. Die Erstbewertung bei den Sibirischen Katzen richtet eine sehr nette Dame aus England. In England wird Grooming groß geschrieben, ebenso wie das Schautraining. Promt bemängelt sie die sich kräuselnden Löckchen an Minkas Bauch. Ich bekomme den Tipp, sie beim nächsten mal 2 Tage vor der Ausstellung zu baden, dann würde sie sich viel besser präsentieren. Ansonsten war sie von Minka sehr angetan:"Wenn ich sie nicht mehr wolle... sie hätte eine große Tasche dabei und würde sie am Abend liebend gerne mitnehmen... Jurij erregt wieder einmal Aufsehen mit seinen leuchtend blauen Augen.
Für ihn gibt es eigentlich nur Lob. Katze den ganzen Tag im Käfig - auch davor graust es vielen Katzenfreunden. Sie stellen sich ihre Katze im Käfig rasend und tobend vor. Tatsächlich habe ich noch keine einzige Katze gesehen, die so reagiert hätte. Katzen begreifen sehr schnell den Käfig als Schutzraum und fühlen sich darin sicher. Viele verschlafen so einen Ausstellungstag einfach. Es ist Mittag - Zeit, einen Happen zu essen. Die meisten Aussteller bringen sich Verpflegung von Zuhause mit. Aber mindestens einen Imbiss gibt es auf jeder Ausstellung auch zu kaufen. Wer noch nie einen anständigen Kratzbaum gesehen hat (das sind alle, die Kratzbäume nur aus dem Baumarkt oder Zoohandel kennen), hat auf einer Ausstellung Gelegenheit, Qualität kennenzulernen. Mindestens ein Hersteller ist eigentlich immer mit seinem Angebot vertreten. Da ich gerne selber baue, nutze ich die Gelegenheit, mir dies und das abzugucken.
Am Nachmittag müssen wir dann noch mal zur Zweitbewertung durch einen anderen Richter anteten. Wenn auch das geschafft ist, beginnt das Warten. Wurde eine der eigenen Katzen für die Best in Show nominiert, oder gar Rassesieger? Ob man nominiert ist, erfährt man je nach Verein entweder durch einen Zettel, den der Stewart einem an den Käfig bringt oder man wird über Mikrofon auf die Bühne gerufen. Dort versucht jeder Aussteller dann, seine Katze ins rechte Licht zu rücken und die Aufmerksamkeit der Richter zu erregen. Da werden Katzen lang und länger gezogen und in die Höhe gereckt. Mit meinen wenig abgebrühten Gelegenheitsschaukatzen verkneife ich mir solche Verrenkungen lieber und halte meine Lieben nahe am Körper. Auf der Bühne zu stehen, ist auch so aufregend genug für sie. Gegen die Übermacht der gigantischen Maine Coons haben die Sibirier ohnehin selten eine Chance. Klappt es doch mit dem Sieg, so hat man das Problem, spätestens beim aufwallenden Beifall Katze und Pokal gleichzeitig fest im Griff zu behalten. Nach der Mittagszeit füllt sich die Halle gewöhnlich mit Besuchern. Manch gucken blos, andere stellen auch Fragen zur Rasse oder zu den Katzen. So vergeht die Zeit ein wenig schneller. Neigt sich die Ausstellung dem Ende, teilen Helfer die Urkunden mit den Richterberichten aus. Der erste Blick gilt dem Werturteil. Haben die eigenen Lieblinge ihre Titelpunkte (z.B. CAC) erhalten? Wir hatten bisher immer Glück. Doch Freud und Leid liegen dicht beieinander. Mancher hat nur ein SEHR GUT bekommen. Das reicht nicht als Freigabe für die Zucht. Dann studiere ich die Richterberichte. Dieses Mal sind die der erst und die der Zweitbewertung erstaunlich einheitlich. Es kommt aber durchaus vor, dass der eine Richter die Katzenohren "klein" fand, der andere "etwas groß". Wir haben unsere Punkte und dürfen uns gegen Vorlage der Urkunde an der Bühne je einen Titelpokal abholen. Leider gibt es den immer nur für die Erstbewertung. So ein Ausstellungstag geht offiziell bis 18:00 Uhr. Vorher darf man mit seinen Katzen die Halle nicht verlassen. Das gilt auch für auf der Austellung verkaufte Kitten. Aber das tut man besser sowieso nicht, sondern man läd Interessenten zum Besuch zu sich nach Hause. Meistens wird es noch gut eine halbe Stunde später, ehe man tatsächlich im Auto sitzt. Abends zu Hause tun unsere Beiden, als wäre nichts besonderes passiert
an diesem Tage. Außer, Jurij kommt vor versammelter Manschaft auf
den Schoß.
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