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Was passiert auf Ausstellungen ?
Wer zum ersten Mal eine Katzenausstellung besucht, steht dem Geschehen
oft ein wenig ratlos gegenüber. Er fragt sich, wer hier eigentlich
mit wem verglichen wird, warum gerade diese, von ihm vielleicht sogar
als hässlich empfundene Katze, gewinnt und was eigentlich es zu gewinnen
gibt.
Ich will das Wichtigste zu erklären.
Wer veranstaltet Katzenausstellungen?
Ausstellungen werden von Katzenzuchtvereinen veranstaltet. In Deutschland
gibt es an die hundert solcher Vereine. Bei uns im Berliner Raum sind
das vor allem die Felina e.V., der Berliner Prokat e.V. und der CatClub
Berlin e.V.
Der Verein schreibt die Schau aus, nimmt die Meldungen der Aussteller
entgegen (schriftlich oder online), läd die Richter ein, nach Möglichkei
auch einen ausländischen, damit auch die höheren Titel vergeben
werden können, erstellt den Katalog und stellt die Ausstellungskäfige.
All dies wird ehrenamtlich und ohne Lohn von engagierten Vereinsmitgliedern
bewältigt.
Wer darf seine Katze ausstellen?
Prinzipiell jeder, der eine teilnahmeberechtigte Katze hat. Einige Vereine
lassen jedoch nur Aussteller zu, die Mitglied in einem Katzenzuchtverein
sind.
Welche Katzen können ausgestellt werden?
Alle Rassekatzen, die über einen Stammbaum verfügen. Auch kastrierte
Liebhaberkatzen können also ausgestellt werden. Auf vielen Ausstellungen
gibt es auch Klassen für Hauskatzen. In den Hauskatzenklassen dürfen
nur Kastraten gezeigt werden. In der Regel nicht ausgestellt werden dürfen
stammbaumlose Abkömmlinge von Rassekatzen. Manche Vereine schreiben
allerdings auch Klassen für Mischlingskatzen aus.
Katzen unter 10 Wochen dürfen nicht ausgestellt werden, ebensowenig
trächtige Kätzinnen. Ebenfalls nicht ausgestellt werden dürfen
Katzen mit Missbildungen und solche Rassen, für die in Deutschland
Zuchtverbot besteht (Qualzuchten).
Katzen die ausgestellt werden sollen, dürfen natürlich keine
Untermieter (Flöhe, Milben) oder Anzeichen von Krankheiten haben
und müssen vorschriftsmäßig geimpft sein.
Was gibt es zu gewinnen?
Leider
nichts außer einem meist geschmacklosen Pokal (über den man
sich trotzdem wie ein Kind freut) und Ruhm und Ehre. Das höchste
der Gefühle an materiellem Gewinn ist mal ein gesponserter Sack Trockenfutter
oder ein netter Likör in katzenförmiger Flasche.
Ganz im Gegenteil. Pro gemeldeter Konkurrenz bezahlt man Meldegeld; etwa
20-30€. Das macht für einen Tag mit 2 Katzen in der Erst- und
Zweitbewertung etwa 80,00€.
Welche Wettbewerbe gibt es?
- Richten nach Klassen
Für Züchter ist dies der wesentliche Teil einer Ausstellung,
denn hier gilt es Punkte für Champion-Titel zu sammeln, welche
die erfolgreiche Katze dann als Namenszusatz tragen darf, wie z.B. Ch.
Aljona Alexejewna vom Hohen Timp (Champion) oder Ch.Int.
Jurij petrowitsch vom Hohen Timp (Internationaler Champion). Diese Championtitel
werden dann in den Ahnentafeln der Nachkommen eingetragen.
Jede Katze steht dabei nur in Konkurrenz zu Katzen ihrer Rasse in der
selben Alterskategorie und Farbe. Diese Klassen werden dann noch nach
Geschlecht unterteilt (weiblich, männlich, Kastraten).
ein Beispiel:
MaschaJurjewna vom Hohen Timp, Sibirische Katze , weiblich,
torbie-weiß, älter als 10 Monate und noch ohne Titel
Sie startet bei den Sibirischen Katzen in der Klasse CAC Championklasse)
weiblich, torbie-weiß.
Außerdem gibt es je nach Verein noch Klassen für Kitten (10
Wochen-6 Monate), Jugend (6 Monate - 10 Monate) .Hat die Katze genug
Titelpunkte gewonnen, steigt sie in die Championklassen auf.
Die Katzen werden einzeln auf dem Richtertisch gerichtet. Der Richter
vergleicht zunächst die Katzen nicht untereinander, sondern misst
sie am Rassestandard (den er hoffentlich genau kennt!).
Der Richter verfasst einen Richterbericht in dem er die Körperteile
einzeln bewertet. (Beispiel Jurij)
Diese Berichte muss man ähnlich wie Arbeitszeugnisse lesen. "Gut"
bedeutet bei den meisten Richtern "na gerade so",(bei ausländischen
Richtern aber manchmal auch höchstmögliche Qualität).
Anschließend vergibt er eine Gesamtnote, vergleichbar den Schulnoten.
Jeder wünscht sich ein "Vorzüglich" bzw. "Excellent".
Manchmal gibt es auch nur ein "Sehr gut" (Ist uns noch nicht
passiert). Hat die Katze in ihrer Klasse Konkurrenz, sind also, um bei
unseren Beispiel zu bleiben, noch mehr Sibi-torbie-weiß-Mädchen
zum CAC gemeldet, vergleicht der Richter anschließend noch die
Konkurrenten. Dann vergibt er V1, V2 usw. in der Reihenfolge der Plazierung.
Der Züchter braucht mindestens ein solches "Vorzüglich"-Urteil,
damit seine Katze zur Zucht zugelassen wird.
Vor allem geht es aber bei diesem Richten darum, Titelanwartschaften
zu erwerben, unter Züchtern meist "Punkte" genannt. Nur
eine mit V1 bewertete Katze erhält den begehrten Titelpunkt. Für
ein V1 wiederum muss sie z.B. für den Rassetyp 95 von 100 möglichen
Punkten erreichen.
Erringt eine Katze so eine Anwartschaft, steht als Gesamturteil auf
der Urkunde nicht "Vorzüglich", sondern das Kürzel
für den Titel, z.B. CAC. Erscheint dem Richter keine Katze gut
genug, kann er den Titelpunkt auch gar nicht vergeben.
Nach diesem Richten nominiert die Richter auch für "Best in
Show" und entscheiden sich für die BEST IN VARIETY. Oftmals
bittet er seine Anwärter noch zum direkten Vergleich. Jeder Richter
darf meist auch einen Sonderpreis vergeben, wenn eine Katze ihn in einem
bestimmten Punkt (z.B. Fell oder Augen) besonders überragend erscheint.
Unsere Mausi z.B. bekam so einen Sonderpreis einmal für ihre wunderbar
blauen Augen, denn bei sehr vielen Nevas lässt die Augenfarbe noch
zu wünschen übrig.
Welche Titel gibt es?
Champion (CAC)
Um die Titelpunkte kämpfen Katzen, die äler als 10 Monate
sind, und noch keinen Titel haben in der Offenen Klasse.
Die Kürzel für die Titel sind von den französischen Bezeichnungen
abgeleitet.
Eine Katze muss 3 solche Anwartschaften /Titelpunkte unter 3 verschiedenen
Richtern errungen haben, dann darf sie sich Champion nennen.
Heute gibt es auf den meisten Schauen Doppelbewertungen durch zwei verschiedene
Richter. Man kann also an einem Ausstellungstag, wenn's gut geht, 2
Anwartschaften/Punkte sammeln.
Analog dazu gibt es noch den Kittenchampion (CACP) und den Jugendchampion
(CACJ), sowie den Champion bei den Kastraten (CACPr).
Internationaler Champion (CACIB)
Champions starten in der Champion-Klasse(CACIB) und konkurrieren
um Anwartschaften auf den Titel Internationaler Champion. Um
diesen Titel zu erringen, sind wieder 3 gewonnene Anwartschaften nötig,
davon eine in Deutschland, eine im Ausland oder ersatzweise 5 Inlandpunkte
unter 4 verschiedenen Richtern.
Großer Internationaler Champion (CACGIB)
Internationale Champions starten in der Int.Champion-Klasse (CACGIB)
und konkurrieren um Anwartschaften auf den Titel Großer Internationaler
Champion. Um diesen Titel zu erringen, sind wieder 3 gewonnene Anwartschaften
nötig, davon eine in Deutschland, eine im Ausland oder ersatzweise
5 Inlandpunkte unter 4 verschiedenen Richtern.
Europachampion (CACE)
Große Internationale Champions starten in der Großer
Internationaler Champion-Klasse (CACE) und konkurrieren um Anwartschaften
auf den Titel Europa-Champion. Um diesen Titel zu erringen, sind
wieder 3 gewonnene Anwartschaften nötig, davon zwei im europäischen
Ausland. Als Alternative zu den 2 (zwei) Auslandsanwartschaften sind
je Auslandsanwartschaft 4 (vier) Inlandsanwartschaften unter 3 (drei)
verschiedenen Richtern möglich. D.h, nur im Inland wären 9
Anwartschaften für den Titel nötig.
Großer Europachampion (GCACE)
Europa- Champions starten in der Gr. Europa-.Champion-Klasse
(GCACE) und konkurrieren um Anwartschaften auf den Titel Großer
Europa Champion. Um diesen Titel zu erringen, sind wieder 3 gewonnene
Anwartschaften nötig, davon zwei im europäischen Ausland.
Als Alternative zu den 2 (zwei) Auslandsanwartschaften sind je Auslandsanwartschaft
4 (vier) Inlandsanwartschaften unter 3 (drei) verschiedenen Richtern
möglich. D.h, nur im Inland wären 9 Anwartschaften für
den Titel nötig.
Weltchampion (CACM)
Große Europa Champions starten in der Welt-.Champion-Klasse
(CACM) und konkurrieren um Anwartschaften auf den Titel WeltChampion.
Um diesen Titel zu erringen, sind 5 gewonnene Anwartschaften, gewonnen
in 5 verschiedenen Ländern unter 5 verschiedenen Richtern, nötig.
Eines davon muss Deutschland sein. Ein Ersatz der Auslandanwartschaften
ist für diesn Titel nicht mehr nötig. Manche Vereine verlangen
auch, dass für diesen Titel eine Anwartschaft auf einem anderen
Kontinent errungen wird.
Was sagen uns also die Titel in einem Stammbaum? Je höher
die Titel, desto besser die Katzen? Nicht unbedingt. Nicht jeder kann
oder will mit seiner Katze auf Ausstellungen ins Ausland fahren. Auch
der Wohnort spielt eine Rolle. Wer nahe der Grenze wohnt, kann natürlich
leichter Auslandspunkte sammeln. Die Russen haben besonders viele Welchampions,
weil sie sich z.B. auf die Transsibirische Eisenbahn setzen und dann
in Sibirien / Asien Weltchampionpunkte bekommen können.
Allerdings muss die Katze schon Qualitäten haben, denn in den höheren
Klassen sind die Richter sehr viel kritischer bei der Vergabe von Titelanwartschaften.
Wenn auch das Erlangen der Titel zu einem guten Teil eine Fleißaufgabe
ist, wird eine wirklich schlechte Katze die höheren Titel nicht
erlangen können.
Dann gibt es noch die
- Tagestitel
Die Vergabe dieser Titel wird in der Bühnenschow publikumswirksam
präsentiert.
Je nach Verein, werden die nominierten Katzen, oder auch nur die Titelträger,
aufgerufen oder der Stewart bringt einen Zettel an den Käfig.
Es gibt:
-Best in Variety
(Wird getrennt für männlich und weiblich vergeben, bei geringer
Meldezahl auch zusammengefasst, ) Den Titel erlangt die beste Katze
ihrer Art. Je nach Meldezahl kann das (bei geringer Meldezahl) der Rassebeste
sein, oder der Rassebeste in einer bestimmten Farbe. Gibt es auf einer
Ausstellung also z.B. 3 oder mehr sibirische torbie-weiß-Kätzinnen
und 3 oder mehr black-tabbys, so können zwei BEST IN VARIETY weiblich
-Titel vergeben werden. Nur wenige Vereine vergeben dann zusätzlich
noch einen Titel für den Rassesieger. Diese Titel werden meist
gleich nach dem Richten festgelegt. Manchmal bittet der Richter auch
seine Favoriten noch zum direkten Vergleich. Auf der Bühne präsentiert
werden nur die Preisträger. Sind weniger als 5 Katzen einer Rasse
anwesend, wird gar kein BEST IN VARIETY vergeben. Ein Schiksal, dass
besonders die Nevas öfter mal trifft. Manche Vereine fassen auch
die Nevas und die Sibirier zusammen.
- Best in Show (BIS)
Best in Show wird nach Rassengruppen vergeben, die nach Typ und
Haarart eingeteilt werden. z.B. werden die Sibirischen Katzen gemeinsam
mit allen Halblanghaarkazen in ihrer Altersgruppe gerichtet. Manchmal
wird auch eine BEST IN SHOW für die Waldkatzen (Sibirier, MaineCoon,
Norweger) getrennt von den übrigen Halblanghaarkatzen gerichtet.
Für die Best in Show werden die nominierten Katzen gemeinsam, meist
auf der Bühne, dem gesamten Richterkollegium präsentiert.
Manche Vereine machen auch für eine einzelne Rasse eine eigene
BIS, wenn mehr als 20 Katzen dieser Rasse gemeldet sind.
Leider ist es so, dass die Nominierung im Ermessen des Richters liegt.
Es kann also sein, dass z.B. überhaupt keine der anwesenden Sibirischen
Katzen für die BEST IN SHOW nominiert wird (Kommt zimlich häufig
vor), oder gar ausschließlich Maine Coons um die BIS/Halblanghaar
konkurrieren
-
-Best of Best (BOB)
Es konkurrieren die jeweiligen BIS aller Altersgruppen innerhalb
der Rassegruppe. z.B. kann ein Sibirier BOB in der Gruppe der Halblanghaarkatzen
(oder Waldkatzen) werden.
-Best over al (BOA)
Es konkurrieren die Sieger der BOB . Es gibt nur eine BOA-Katze:
Das ist dann die beste Katze der Schau.
Bei diesem Vergleichen innerhalb der Rassegruppen oder beim BOA geht
es nicht, wie der Laie denkt, um die schönste Katze, sondern es
gewinnt die, die dem Ideal ihrer Rasse am nächsten kommt.
- Ringrichten
Für das Ringrichten werden die Katzen von einem Richter direkt
verglichen und , meist mit Microfon, für das Publikum kommentiert.
Für das Ringrichten, wenn ausgeschrieben, muss extra gemeldet (und
bezahlt!) werden.
- Sonderschauen
Meist wird für jeden Schautag eine Sonderschau ausgeschrieben.
Auch für die Teilnahme an Sonderschauen muss meist extra gemeldet
und bezahlt werden. Manche sind sinnvoll, z.B. Sonderschauen für
eine bestimmte Rasse (die Meldezahlen für diese Rasse gehen dann
hoch) oder sind reine Unterhaltung, z.B. alle Katzen mit weiß,
alle schwarzen Katzen, alle Roten, alle Point-Katzen; Rassen quer Beet.
Bei Sonderschauen stehen alle gemeldeten Katzen gemeinsam auf der Bühne,
werden verglichen und nach dem KO-System verabschiedet, bis der Sieger
übrig bleibt. Ein Sieg bei einer Sonderschau der eigenen Rasse
ist natürlich ein besonders wertvoller Erfolg.
Ringrichten und Sonderschauen sind für die Katzen sehr aufregend
und nichts für Ausstellungsneulinge. Dafür sind diese Katzen
für das Publikum besonders interessant.
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